Die Kraft der Worte hat mich schon immer fasziniert: in der Literatur, im Theater und in der Politik. Niemals aber hätte ich selbst im Rampenlicht stehen wollen.
 
Was macht man beruflich, wenn man mit der Kraft der Worte arbeiten möchte, die Klaviatur der Sprache beherrscht, aber nicht zur Rampensau taugt? – Man wird „Trüffelschwein“ J. In dieser Rolle hatte ich als Introvertierte in der Welt der Extravertierten meine perfekte Nische gefunden: als fest angestellte Redenschreiberin für Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker insbesondere für Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert, Familienministerin Dr. Kristina Schröder und zuletzt acht Jahre lang (bis 2021) für die Kulturstaatsministerin im Kanzleramt, Prof. Monika Grütters. Seit 2010 war ich außerdem Referatsleiterin „Reden und Texte“, zunächst im Familienministerium, ab 2014 im Kulturstaatsministerium.
 
Als Redenschreiberin verschreibt man sich im wahrsten Sinne des Wortes den Anliegen der Rednerin, des Redners – und findet die „Trüffel“, die Botschaften lecker machen: bewegende Geschichten, überzeugende Argumente, eindringliche Worte. Man arbeitet dabei im Verborgen, im stillen Kämmerlein, allein am Schreibtisch. Ein Traum für Rampenscheue, ein Traumberuf für mich! Mit einem Wermutstropfen: Redenschreiber leisten sich nur diejenigen, die ohnehin eine Bühne und damit Macht und Einfluss haben. Was ist mit denen, die auch etwas zu sagen hätten, sich aber auf keine Bühne trauen?